
(Quelle: www.galk.de/index.php/arbeitskreise/ak-spielen-in-der-stadt/themenuebersicht/inklusion-auf-oeffentlichen-spielplaetzen). Der Rahmen geht also deutlich darüber hinaus, worauf Inklusion häufig reduziert wird, nämlich die „behindertengerechte“ Gestaltung von Spielgeräten und Spielplätzen und da wiederum mit Fokus auf die Gruppe der Rollstuhlfahrer. Dabei machen diese einen vergleichsweise geringen Anteil aus und auch innerhalb dieser Gruppe sind die Fähigkeiten und Bedürfnisse sehr unterschiedlich. So ist es für einen Teil der Rollstuhlfahrer durchaus möglich und auch sinnvoll, den Rollstuhl mal zu verlassen und andere Bewegungen auszuprobieren.
Spezielle „behindertengerechte“ Spielgeräte wie z.B. Rollstuhlfahrerkarussells, die so konstruiert sind, dass sie nicht oder kaum von anderen Nutzergruppen bespielt werden können, sind also nicht gemeint, da sie im Gegenteil zur Separation führen. Auch ist es nicht das Ziel, alle Angebote für alle Nutzer erreich- und bespielbar zu machen. Ein generelles Ziel von Spielgeräteherstellern und Spielplatzbetreibern soll es sein, unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auf einem Spielplatz anzubieten und somit die kindliche Entwicklung hinsichtlich Beweglichkeit und Risikoeinschätzung zu fördern.
Wesentlich sind somit folgende Punkte für die Planung:
- Der Spielplatz soll barrierefrei erreichbar sein, ebenso einzelne oder alle Spielbereiche
- Auswahl einer Ausstattung, die für jeden etwas bereithält, und das mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Dies in dem Bewusstsein, dass es nicht möglich sein wird, allen gerecht zu werden.
- Auch aus diesem Grund ist eine gesamtheitliche Sicht auf alle Spielplätze der Gemeinde bzw. des Stadtteils ratsam. Angebote, die auf einem Platz nicht möglich oder sinnvoll sind, können auf einem anderen Platz in der Umgebung gesetzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass Nutzer durchaus bereit sind, für attraktive Spielplätze auch weitere Wege zurückzulegen.
- Nutzerbeteiligung in der Planung ist erfreulicherweise heute schon beinahe Allgemeingut. Oft wird dabei aber auf benachteiligte bzw. marginalisierte Gruppen vergessen, wie z.B. auf Menschen mit Behinderungen. Daher sollte hier der Denkansatz möglichst breit gewählt und Fachleute, wie im konkreten Fall z.B. von Behindertenverbänden, in den Planungsprozess einbezogen werden.
Normen wie zum Beispiel die ÖNORM B 2607 Spiel- und Bewegungsräume im Freien können Hilfestellung bei der Planung bieten.
Das Sortiment von OBRA Design bietet eine Vielzahl an Spielgeräten, die das Kriterium der Inklusion erfüllen. Sie sind im Katalog mit nebenstehendem Piktogramm gekennzeichnet, womit man bei der Planung eines Spielplatzes mit einem Blick sieht, welche Geräte für diesen Zweck besonders gut geeignet sind. Da es im europäischen Normenwerk keine diesbezüglichen Vorgaben gibt, fließen hier hauptsächlich unsere langjährigen Erfahrungen und Rückmeldungen von unseren Kunden ein. → Integrative Spielgeräte
Als generell sehr inklusiv wirkend hat sich die Produktgruppe der Sand- und Wasserspielgeräte herausgestellt. Die Elemente Sand und Wasser sind für eine breite Altersgruppe interessant und speziell Sand eignet sich aufgrund des haptischen Erlebnisses und der Formbarkeit besonders gut für Nutzer mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen. Wichtig ist, auf gute Zugänglichkeit, wie z.B. durch neben Rinnen platzierte Stege oder entsprechende Bauhöhen, die die Unterfahrbarkeit mit Rollstühlen sicherstellen, zu achten.
Rollenspielgeräte, die ansonsten eher bei Kleinkindern hoch im Kurs stehen, erfahren durch Kinder mit Entwicklungsverzögerungen bzw. geistigen Beeinträchtigungen eine erweiterte Nutzung.
Klettergeräte werden vielfach als nicht inklusiv gesehen, was aber einem „Reality Check“ nicht standhält. Geräte, die vom Bodenniveau weg benutzbar sind und die viele unterschiedliche Kletterwege mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden ermöglichen, können im höchsten Maße inklusiv wirken. Wie schon vorher erwähnt, muss man sich als Planer/Auftraggeber von dem Gedanken trennen, dass alle Gerätebereiche von jedem Nutzer erreicht werden können müssen.
Bei Schaukeln sind vor allem flächige Schaukelgehänge besonders gut geeignet. Das kann die allseits beliebte Nestschaukel sein, aber die Industrie hat auch eine Vielzahl anderer Elemente entwickelt, die zum Teil ganz neue Schaukelerlebnisse für alle bieten. Hier lohnt es sich, gerade bei größeren Spielplätzen oder in größeren Städten mit vielen Parks experimentierfreudig zu sein und etwas Neues auszuprobieren.
Zur Thematik Inklusion auf öffentlichen Spielplätzen findet sich auf der Homepage der Fachzeitschrift playground@landscape ein sehr interessanter Praxisbericht von Ute Eckardt, Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft der Landeshauptstadt Dresden → Bericht lesen
Ein Beispiel aus der Praxis:
Der Motorik-Movement-Parcours am Schöckl
Auf dem Grazer Hausberg, dem Schöckl, wurde im Auftrag der Schöckl Seilbahnen in den letzten Jahren durch OBRA Design und den regionalen Vertriebspartner E-Norm bereits ein Motorik-Spielbereich, größtenteils basierend auf dem OBRA TriMoSystem, errichtet. Seitens der Projektleiterin der Schöckl Seilbahnen, Frau Mag. Reinisch und des Betriebsleiters Herrn Pinter, wurde 2018 der Wunsch geäußert, diesen bestehenden Spielbereich so zu erweitern, dass er inklusiv durch alle nutzbar wird. Konkret sollte die Erweiterung durch Rollstuhlfahrer und Sehbehinderte nutzbar sein, aber auch attraktiv für alle anderen Nutzer sein.
In der Planungsabteilung von OBRA Design wurde auf dieser Basis eine große bodennahe Kombinationsanlage einwickelt. Diese weist als zentrales Element eine große achteckige Plattform auf, die mit mehreren sowohl für sitzende als auch stehende Benützung geeigneten Fitnessgeräten bestückt ist. Diese Plattform ist über diverse herausfordernde, aber dennoch mit Rollstuhl befahrbare Übergänge, wie z.B. ein Gummiband oder eine Wipp-Brücke, mit diversen anderen Plattformen bzw. Eingängen verbunden. Dem Grundgedanken der Inklusion folgend, sind auch Spielelemente integriert, die nicht durch alle Nutzer bespielbar sind. So gibt es zu einem angrenzenden, bereits früher aufgestellten Stangengestrüpp, einen Netzübergang.
Der gesamte somit geschaffene Spielbereich wurde im Frühjahr 2019 in Betrieb genommen. Wir von OBRA Design freuen uns, hier die Möglichkeit bekommen zu haben, einen kreativen und vom Gedanken der Inklusion getragenen Spielbereich für die Besucher des Schöckl zu schaffen!
Bilder Motorik-Movement-Parcours am Schöckl
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